Umgang mit der Angst und dem Ungewissen
Wie Masern uns unseren Umgang und unsere Einstellung zum Leben und zum Tod spiegeln
"Die Masernwelle" rollt über Deutschland hinweg. Das kontroverse Thema der Kinderkrankheiten kommt immer wieder ins Bewusstsein und verlangt von uns einen sorgsamen Umgang mit unseren Entscheidungen.
Egal, wofür Sie sich als Eltern entschieden haben: impfen oder nicht impfen, die Masern können auf Sie zukommen, denn einen absolut sicheren Schutz gibt es nicht, und es gibt kein Medikament, was die Masern einfach mittendrin beendet.
Aber was kommt da eigentlich auf Sie zu?
Der Umgang mit Masern hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Während sie früher einfach nur eine Kinderkrankheit waren, sind sie heute eine gefährliche Kinderkrankheit. Nicht nur Eltern sind mit dem Umgang mit Masern überfordert, auch Ärzte haben ihre Schwierigkeiten in der Diagnose und im Umgang.
"Was mache ich jetzt nur, meine Tochter hat überall rote Flecken(...)?" fragt eine Mutter Benjamin Blümchen als Kinderarzt. Ende der 70er lautete seine Antwort: "Ihre Tochter hat Masern. Dagegen hilft nur Bettruhe in einem dunklen Raum. Und geben Sie ihr so viel wie möglich zu trinken. Und dann ist die Sache in ein paar Tagen überstanden."
So einfach, wie in dem Hörspiel dargestellt, ist die Sache dann doch nicht.
Es gibt verschiedene Masernerreger. Der Krankheitsverlauf ändert sich nicht wesentlich, aber die Heftigkeit kann von Kind zu Kind verschieden sein.
Während man im Internet oder in Büchern einen guten Zugang zu alten Hausmittelchen und homöopathischer Begleitung findet, die die meisten Komplikationen schon regelrecht überflüssig machen, finden sich kaum Tipps für die Menschen, die das Kind begleiten.
Warum selbst erfahrene Ärzte ihnen manchmal keinen Halt geben können
Die Verbindung von Gesundheits- und Rechtssystem ist sowohl ein Segen, als auch eine Krux. Selbst wenn Sie an einen Arzt geraten, der schon viele Patienten mit Masern begleitet hat, und für sich
selbst einen ruhigen und stabilen Umgang damit gefunden hat, ist es für seine persönliche Sicherheit und Unanfechtbarkeit wichtig, Sie ganz klar über die Gefahren und Komplikationen der Krankheit
aufmerksam zu machen. In der Situation, in der sich die meisten Eltern im Falle einer Masernerkrankung ihres Kindes befinden, schafft diese Informationsflut über negative Auswirkungen Aufregung,
Unruhe und Ängste, die dem Gesundheitsgefüge, in dem der Patient wieder zu voller Gesundheit gelangen kann, sehr schaden kann.
Der sichere Halt des Gesundheitsgefüges
Wünschenswert wäre, eine Umgebung zu schaffen, in der mehr Selbstverständlichkeit und Vertrauen herrscht. (Kleine) Kinder können im Verlauf einer Masernerkrankung sehr hohes Fieber bekommen, 41°C ist da keine Seltenheit. Aber wer hält in diesen Zeiten noch aus, dass das Kind für ein paar Stunden glühend, apathisch und fast wie tot daliegt, während in seinem Inneren ein Kampf herrscht, der einem Krieg gleichkommt?
Für den Patienten, der sich an den Masern ansteckt, bringt die Krankheit eine Entwicklung mit sich. Ein alter Lebensabschnitt wird abgeschlossen, ein neuer beginnt. Ereignisse werden aufgearbeitet, der Körper und der Geist sortieren sich neu. Die Masern sind ein Katalysator für einen Entwicklungsübergang, der sonst vielleicht langsam von statten ginge, in Monaten oder Jahren. Aus schamanischer Sicht werden die Informationen des bisherigen Lebens sortiert, überprüft und neu ins System eingegliedert, und das kann bei einigen Patienten so weit gehen, dass sie buchstäblich noch einmal überprüfen, ob das Leben hier auf dieser Erde, in diesem Moment gerade, wirklich für sie das richtige ist. Masern ermächtigen den Erkrankten, sich an die Schwelle zwischen Leben und Tod zu begeben.
Ein Sich-einlassen auf die Krankheit von allen Beteiligten ermöglicht es dem Patienten, sich ohne das Gefühl von Schuld und Scham auf diese innere Reise zu begeben. "Ja, du darfst, wir sind für dich da." Solch eine, in den heutigen Zeiten fast schon utopische Umgebung bzw. Einstellung, begünstigt den Prozess der Krankheit und der Genesung.
Der Prozess der Begleitenden
Ehrlichkeit
Die Hälfte meiner Leser, die bis hier hingekommen sind, trauen sich die Herstellung oben genannter utopischer Umgebung zu oder finden sie logisch richtig. Doch nur 30% haben ehrliche Chancen ein stabilen Gesundheitsgefüge zu erschaffen. Die meisten scheitern an der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
In dem Prozess ein gutes Gesundheitsgefüge zu schaffen, geht es in erster Linie um Selbstermächtigung und Verantwortungsübernahme. Es geht nicht darum, Ängste zu kaschieren, damit der Erkrankte eine vermeintlich ruhige Ausstrahlung von seinen Begleitern fühlt. Diese Haltung ist kontraproduktiv. Nicht nur fühlen Kinder viel besser als Erwachsene, was eigentlich an Gefühlen um sie herumschwirrt, und merken die Angst durch das versuchte Unterdrücken um so stärker; sie sind durch die Masern, und dadurch, dass sie sich in dem Zustand der Masern "zwischen den Welten" befinden, deutlich sensibler für das Erspüren feinstofflicher Mechanismen, zwischenmenschlicher Bindungen und ähnlichen emotionalen und spirituellen Phänomenen.
Nutzen Sie die Chance, die sich ihnen bietet: stellen Sie sich ihren Emotionen, sehen sie sie an, wie fühlen SIE sich eigentlich?
Besprechen sie ihr Gefühlschaos. Beziehen sie ihr soziales Netzwerk in ihren Prozess mit ein. Nutzen Sie ihre Ressourcen.
Frauen, sprecht mit (euren) Männern und umgekehrt. Die unterschiedliche Herangehensweise der beiden Geschlechter bietet in dieser Situation einen günstigen Konsens.
Für die Männer heisst das: erlaubt euch ehrlich, eure Gefühle auf den Tisch zu packen.
Wo fehlen Informationen, mit wem kann man sprechen, wo recherchieren? Was müsst ihr noch wissen, um mehr Ruhe in euch zu spüren?
Für die Frauen heisst das: erlaubt euch EHRLICH, eure Gefühle auf den Tisch zu packen. Kein manipulieren und verstecken, kein rumreden und "verquatschen" der Tatsachen. Bringt es auf den Punkt.
"Ich bin genervt" - mein Kind ist krank, Masern dauern so lange, das passt mir grad gar nicht in den Kram.
"Ich habe Angst" - es kann so viel passieren, neulich ist ein Kind daran gestorben, was mache ich jetzt?
"Ich bin unsicher" - gibt es einen Leitfaden, nach dem man sich richten kann? Ich fühle mich ohne Boden unter den Füßen.
"Ich bin wütend" - ich soll mein Kind bemuttern während der Masern, dabei war ich gerade froh, dass es alt genug ist, sich selbst zu versorgen.
"Ich bin froh" - ich habe mir für mein Kind gewünscht, dass es im Kindesalter Masern bekommt, um später immun zu sein.
(Achtung: es kommen viele emotionale Zustände auf sie zu, gönnen Sie sich immer wieder etwas Ruhe, um sich ihrer bewusst zu machen. Führen sie diese Gespräche nicht vor dem Patienten.)
Eltern, die eine unterschiedliche Herangehensweise an Krankheiten haben, brauchen jetzt eine Einigung: Bei wem liegt die Entscheidungsgewalt? - Das heisst nicht, dass nur einer Verantwortung hat, sondern, dass beide in vollem Bewusstsein verantwortlich die Entscheidung eines Elternteiles tragen. Gibt es eine(n) generelle(n) Entscheider(in), oder bespricht sich das Paar zu jeder Entscheidung aufs Neue?
Jede Entscheidung birgt Konsequenzen und eine emotionale Dynamik, wenn es euch schwer fällt, einen "Bestimmer" auszuwählen, begebt euch einmal in die Schuhe des Anderen, schaut spielerisch, welche Position ihr besser aushaltet. Weint und hasst euch und liebt euch. Ihr wollt beide das Beste für eure Familie. Seid offen füreinander.
Vertrauen
Liegt unter all dem, was bisher ans Licht gebracht wurde, Vertrauen fürs Leben?
Wenn nicht, nicht schlimm. Nichts erzwingen.
Entspannt euch, so gut es in dieser Situation möglich ist. Packt eure Zweifel auf den Tisch, lasst euer Bauchgefühl reden, seid Ehrlich. GEHT EUREN WEG.
Sterben bringt es auf den Punkt
Ich bringe hier in vollem Bewusstsein und in voller Absicht das Thema Tod mit hinein.
Wie wäre es, wenn die Person, die an Masern erkrankt ist, stirbt? Schaut euch eure Gefühle und Bilder dazu an, in so kleinen Häppchen, wie ihr es vertragen könnt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, wird die Angst klein(er), und ihr kommt in ein Gefühl hinein, in dem ihr glücklich seid, Zeit mit der erkrankten Person verbringen zu können, eure Gefühle ihr gegenüber klar wahrnehmen könnt, ungefärbt von "du hast dein Zimmer wieder nicht aufgeräumt" und solchen Sachen, einfach nur das, was zwischen euch ist. Parallel dazu wird automatisch ein Anstoss an das Sein gegeben, sich der eigenen Einstellung zum Thema Tod zu stellen, was aber nicht in aller Genauigkeit zum jetzigen Zeitpunkt geschehen muss.
An diesem Punkt angelangt, seid ihr das beste Gesundheitsgefüge, was sich ein Erkrankter wünschen kann. Ihr seid angekommen, am Wesentlichen eurer Beziehung, mitten in eurem Herzen, an der Stelle, die euch den größten Halt und die größte Sicherheit im Umgang mit der Krankheit bietet.
Raus aus dem Alltag
Ihr sehr schon, all das, was ich hier an Tipps für euch niedergeschrieben habe, hat nichts mit unserem Alltags-Funktions-Leben zu tun, denn so gut es auch wäre, öfter an einen Punkt gesteigerter Klarheit zu kommen, solche Momente ergeben sich selten, wenn unser Alltagsleben von allen Seiten mit Informationen auf uns einprasselt.
Jetzt sind die Informationen von Innen wichtig, auf die gilt es sich zu konzentrieren, um die Masern, und in gewissem Sinne auch andere bedrohliche Krankheiten zu begleiten.
Nutzt euer Netzwerk für Alltagsdinge. Kann der Nachbar einkaufen gehen? Hausputz ist jetzt nicht wichtig. Seid vorsichtig, wen ihr ins Haus lasst. Nicht nur, wegen der Ansteckungsgefahr, auch für euch ist es wichtig, jetzt bei euch und bei der Sache zu bleiben. Jemand auf einem völlig "anderen Film" kann bestimmt ein paar Wochen warten, bis ihr ihn wieder sehen könnt.
Nützliche Tipps
Der Vollständigkeit halber hier noch die wichtigsten Tipps für den Patienten:
-
Liege REIZFREI in einem dunklen Raum, der regelmäßig gelüftet wird
-
Trinke viel, Wasser oder Lindenblütentee bei Fieber, oder Thymiantee wenn Husten kommt
- versuche, das Fieber nicht zu senken
- gib dich deinen inneren Bildern und Gedanken hin. Schliesse deine Augen.
- Lasse dir deine Wünsche erfüllen. Wenn du keinen Appetit hast: iss nichts. Wenn du Gelüste hast: fröne ihnen. (Liebe Begleiter: manchmal ist es frustrierend, wenn man die Wünsche der Erkrankten zu erfüllen versucht, diese aber den Wunsch nicht mehr wollen, sobald sie ihn sehen. Macht euch bitte auf solche Situationen gefasst, das kann vorkommen. Erfüllt trotzdem weiter die Wünsche.)
- wasche deinen Körper mit Salzwasser, wenn der Ausschlag nicht gut rauskommt.
- wenn du etwas homöopathisches zur Begleitung nehmen willst, orientiere dich an Pulsatilla. Ein Heilpraktiker darf Masern nicht begleiten, suche dir dazu einen homöopathischen Arzt.
- Rechne entspannt mit einer Krankheitsdauer von bis zu 28 Tagen vom ersten bis zum letzten Tag. Deine Rekonvaleszenz, die Zeit, die du brauchst, um wieder wirklich fit zu sein und Sport machen zu können, wird noch einmal mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
- Masern sind meldepflichtig und hochansteckend. Bitte rufe einen Arzt zu dir nach Hause.
Danke
Danke, dass du bis hier hin gelesen hast, diese Information in dein Leben gelassen hast und offen warst, für etwas Neues.
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Christine (Dienstag, 07 Juli 2015 10:03)
feedback zur ausgezeichneten elternbegleitung von Frau achenbach:
unser Sohn oscar hatte vor kurzem hier in berlin die masern bekommen.wir waren überrascht, wie schnell das Gesundheitsamt hier in berlin reagiert hat.
kurz vor dem Ausbruch waren wir bei einer Hausärztin, die dachte ,es sei eine gewöhnliche Grippe, da er leichtes Fieber, und schwäche als Symptome beklagte.
als er am nächsten tag dann „blühte“, haben wir geahnt, dass es masern sind, die schule informiert, und die Ärztin des Gesundheitsamtes kam vorbei und hat einen abstrich aus seiner Mundhöhle vorgenommen, um den ganauen typ der masern bestimmen zu können.
in dieser zeit passiert sehr viel bei uns Eltern.da unser Sohn stark fieberte und die masern auch spektakulär sich über den Körper verbreiten, hatten wir Eltern Todes- angst um ihn und manchmal irrationale Schuldgefühle.
unser Sohn ist nicht geimpft, da bei ihm nach einer Impfung neurodermitis ausgebrochen war.
es ist uns bewusst, dass es dazu die unterschiedlichsten Meinungen gibt und gerade deshalb finde ich die elternbegleitung sehr wichtig.kurzzeitig waren wir sehr verwirrt.
in dieser zeit haben wir Frau achenbach kontaktiert, um uns von ihr begleiten zu lassen. das war ausgezeichnet. sie konnte durch ihre grosse Kompetenz uns den verlauf schildern, der in den Eltern bezüglich der masern eines Kindes passiert. sie hat uns beruhigt, uns unsere Verantwortung geholfen zu tragen, denn die Eltern müssen bestimmen, ab wann man fiebersenkende mittel gibt, das kind ist auch beunruhigt, und Frau Aachenbach hat uns in jedem fall die Verantwortung überlassen, aber unsere ängste sehr individuell ernst genommen.
unserem sohn geht es wieder sehr gut, wir sind als Familie sehr zusammengerückt und haben uns alle gemeinsam dieser Krankheit stellen können.
vielen dank dafür